VAA-Delegiertentagung abgesagt: Gesundheit hat Vorrang
Ende März 2020 hatte der VAA-Vorstand beschlossen, die VAA-Delegiertentagung 2020 angesichts der COVID-19-Pandemie auf Ende Oktober zu verschieben. So wurde dieser Termin auch in der Aprilausgabe des VAA Magazins kommuniziert. Zu diesem Zeitpunkt waren sowohl Vorstand als auch Geschäftsführung davon überzeugt, die Tagung durchführen zu können. Inzwischen hat sich die Situation geändert: Mitte Juni hat der VAA-Vorstand entschieden, die Delegiertentagung abzusagen. Die Gründe für diese Entscheidung erläutert der 1. VAA-Vorsitzende Rainer Nachtrab im Interview. Die vollständige Fassung des Interviews ist in der Augustausgabe des VAA Magazins erschienen.
VAA Magazin: Warum wurde die Delegiertentagung erst einmal verschoben, dann aber doch gestrichen?
Nachtrab: Als wir im März darüber diskutiert haben, was zu tun ist, standen wir in Deutschland gefühlt gerade erst am Anfang der Coronakrise. Wir haben die volle Breitseite zwar schon etwas zu spüren begonnen, aber der Lockdown war damals noch ganz frisch. Niemand konnte die Auswirkungen der Pandemie zu diesem Zeitpunkt richtig abschätzen. Es erschien uns daher durchaus realistisch, dass dank der massiven Quarantänemaßnahmen die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus bis zum Herbst erfolgreich eingedämmt werden könne. Viele andere Verbände und Organisationen haben dies – im Einklang mit zahlreichen Expertenmeinungen – ähnlich gesehen und ihre anstehenden Veranstaltungen in die zweite Jahreshälfte verschoben. Wird eine zweite Welle kommen? Wird es erneute Lockdowns geben? Regional hat es sie ja wieder gegeben, Stichwort Gütersloh. Kurzum: Wir wissen es einfach nicht und – noch wichtiger – es liegt nicht in unserer Hand. Sowohl im Vorstand als auch in der Geschäftsstelle verging keine Woche, in der nicht über dieses Thema diskutiert wurde. Wir sind zu einem Konsens gekommen, dass wir die Tagung nicht wie geplant durchführen werden können. Deshalb hat der Vorstand am 19. Juni schließlich schweren Herzens die harte, aber richtige und einstimmige Entscheidung getroffen, die Delegiertentagung in diesem Jahr ausfallen zu lassen.
VAA Magazin: Welche Gründe haben in der Diskussion noch eine Rolle gespielt? Immerhin hätten in diesem Jahr die Vorstandswahlen angestanden und es haben sich auch schon zahlreiche VAA-Mitglieder zu einer Kandidatur bereiterklärt.
Nachtrab: Natürlich waren wir uns dessen voll bewusst und es hat auch eine große Rolle bei der Entscheidung gespielt, diese Tagung zunächst nur zu verschieben. Aber was brauchen wir für eine erfolgreiche und rechtmäßige Wahltagung? Möglichst viele Teilnehmer, und zwar aus so vielen VAA-Werksgruppen wie nur möglich, damit der neue Vorstand auch eine breite Legitimation hat! Das wären also weit über 200 Delegierte, die sich trotz Abstandsregelungen und aller nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen nicht komplett aus dem Weg gehen könnten. Das jedoch ist einfach ein zu hohes Risiko, das wir als Verband von Akademikern und Führungskräften nicht eingehen können. Die Gesundheit unserer Mitglieder geht hier vor – ohne Wenn und Aber!
VAA Magazin: Haben Sie dazu auch Feedback aus der Mitgliedschaft eingeholt?
Nachtrab: Aus der Mitgliedschaft hatten uns bereits viele der potenziellen Tagungsteilnehmer mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage seien, eine valide Prognose zu ihrer Teilnahme im Oktober stellen zu können.
Hinzu kommt: Sehr viele Verbände und Organisationen haben ihre auf das zweite Halbjahr verschobenen Veranstaltungen mittlerweile ebenfalls abgesagt. Das gilt auch für die Unternehmen. Die Unternehmen in unserer Branche gehen mit diesem Risiko sehr konsequent um und haben zum Teil rigorose Reisebeschränkungen für ihre Mitarbeiter eingeführt, die bis Ende des Jahres gelten. Auch werden Veranstaltungen mit mehr als fünf bis zehn Teilnehmern vielerorts nicht mehr genehmigt. Dies ist verständlich: Unternehmen brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit – solche Regelungen geben diese Verlässlichkeit. Und wir als Verband, in dem die Fach- und Führungskräfte aus diesen Unternehmen organisiert sind, sollten ebenfalls Entscheidungen treffen, mit denen unsere Mitglieder und auch unsere Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Köln und im Berliner Büro verlässlich planen können.
VAA Magazin: Hätte es nicht auch die Alternative gegeben, die Vorstandswahlen auf elektronischem Wege durchzuführen?
Nachtrab: Diese Option hätten wir uns gewünscht und unsere Juristen haben dies natürlich auch geprüft. Theoretisch erlaubt es die derzeitige Rechtslage, Wahlen elektronisch durchzuführen oder seine Stimme schriftlich abzugeben. Der Coronagesetzgeber hat dies ermöglicht und bei kleineren Vereinen und Verbänden wird dies auch so praktiziert. Bei einem mitgliederstarken Verband wie dem VAA, in dem rund 30.000 Mitglieder organisiert sind, ist dies jedoch in der Praxis leider nicht umzusetzen.
VAA Magazin: Wie geht es weiter in Sachen Delegiertentagung und Vorstandswahlen?
Nachtrab: Wir gehen davon aus, dass wir unsere Delegiertentagung am 7. und 8. Mai nächsten Jahres in Frankfurt am Main ordnungsgemäß durchführen können. Dort werden wir dann auch die Vorstandswahlen in vorgeschriebener Präsenz nachholen.
VAA Magazin: Bleibt der derzeitige Vorstand bis dahin im Amt?
Nachtrab: Ja, genau dies ist in unserer Satzung auch so vorgesehen. Bis zur Wahl eines neuen Vorstandes bleibt der aktuelle Vorstand in seiner jetzigen Zusammensetzung im Amt. Anfang des nächsten Jahres werden wir dann noch einmal über die Kandidatenvorschläge des Vorstandes beraten. Zusätzlich haben die VAA-Landesgruppen die Möglichkeit, Kandidaten aufzustellen.
1. Vorsitzender des VAA