Handbuch Personalführung: Auflage vier erschienen
Zu den renommiertesten Experten zum Thema Führung gehört Prof. Jürgen Weibler. Der Ökonom und Psychologe ist ordentlicher Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität in Hagen, wo er neben Personalführung auch Organisation sowie Personalmanagement im Rahmen der Unternehmensführung lehrt. Mit seinem Sachverstand bereichert Weibler seit vielen Jahren den wissenschaftlichen Beirat der ULA. Im Interview mit den ULA Nachrichten spricht er über die Neuauflage seines Handbuchs zur Personalführung.
ULA Nachrichten: Die neu erschienene vierte Auflage Ihres Standardwerkes „Personalführung“ endet mit dem Satz: „Eine gelingende Führung ist immer mehr ein Werden als ein Sein.“ Was wollen Sie uns damit sagen?
Weibler: Wandel ist allgegenwärtig, ein Lebensprinzip. Und er vollzieht sich in Spannungsfeldern. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch Leadership beständig beobachtet, analysiert und jusFoto: Volker Wiciok tiert werden sollte, einfach allein deshalb, weil sich Führungsverständnisse und die Umfelder von Führung ändern oder die Beteiligten sich entwickeln. Die eigenen Erfahrungen und Reflexionen sind dafür unentbehrlich, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse, nachvollziehbar eingeordnet und gewürdigt, tragen zu einem erfolgreichen Miteinander bei.
Warum wird Ihr Handbuch als unverzichtbares Hilfsmittel zur Gestaltung lebendiger Führungsbeziehungen bezeichnet?
Ich empfehle grundsätzlich jeder Führungskraft, sich intensiv mit Führung zu beschäftigen und die fortlaufend gemachten eigenen Erfahrungen im Lichte des aktuellen wissenschaftlichen Standes zu bewerten und damit das Beste aus beiden Welten zu ziehen. Mit meiner Abhandlung denke ich, dazu beizutragen. Es ist ein Lehrbuch, aber eben für die Praxis auch ein Nachschlagewerk. Für alle Fälle und anlassbezogen. Sie dient der Selbstvergewisserung, liefert Anregungen für das eigene Tun und verdeutlicht oder erklärt die Situation, in der man sich als Führende und Geführte befindet. Aber es ist auch mehr: Es ist eine Versicherung gegenüber all jenen, die Sie mit Führungsprogrammen konfrontieren oder mit Ihnen über Führung reden wollen. Es ist die Referenz, die Sie zur Beurteilung der Güte derlei Ansinnen heranziehen können.
Der Umfang Ihres Werkes hat deutlich zugenommen. Welche neuen Themen in der Arbeitswelt haben dies erforderlich gemacht?
In der Neuauflage habe ich ein neues Hauptkapitel zu Führung und Führungsbeziehungen in der neuen digitalen Arbeitswelt aufgenommen, dabei Bezüge zur positiv denkenden Führung oder zur pluralen Führung veranschaulicht, aber auch die Genderperspektive und die ästhetische Perspektive auf Führung substanziell erweitert sowie eine integrale Sicht auf Führung ausgearbeitet.
Versuchen wir einmal, in die Zukunft zu schauen: Welche Megatrends werden möglicherweise in Ihrer fünften Auflage neue Kapitel erforderlich machen?
Nichts ist so unsicher wie die Zukunft. Gleichwohl empfehle ich, zwei Entwicklungen genau zu beobachten: Das ist zum einen die rasante Integration künstlicher Intelligenz in die Arbeitswelt. Allein aufgrund des Fachkräftemangels wird KI unverzichtbar sein. Der andere Trend wird sein, dass Menschenführung die wichtigste Disziplin in der Unternehmensführung werden wird. Der menschliche Faktor wird noch stärker darüber entscheiden, ob Unternehmen, aber auch Verbände et cetera im Wettbewerb die Nase vorn haben.