Sonnige Zeiten in der Agrarwissenschaft
Die Zeiten sind gut für junge Menschen, die eine Fachrichtung der „Grünen Branche“ (Agrar-, Ernährungs- und Umweltwissenschaften) studieren wollen. Rund 250 Master- und Bachelorstudiengänge werden an den deutschen Universitäten angeboten.
„Die Agrarwissenschaftler werden zu den Gewinnern der Digitalisierung gehören.“
Wer heute ein agrarwissenschaftliches Studium beginnen möchte, hat die große Auswahl. Schon seit Jahren können die Unternehmen ihren Bedarf nicht mehr voll decken und in kaum einer Branche gibt so viele unterschiedliche Studienmöglichkeiten. „Hatten wir noch vor 10 Jahren einen ‚War of Talents‘, haben wir jetzt einen regelrechten ‚War for Talents‘. Uns liegen auch keine Indikatoren vor, dass sich hieran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Gut qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind weiterhin gesucht und aufgrund des demographischen Wandels wird sich dieser Trend noch verstärken“, sagt Markus W. Ebel-Waldmann, der Präsident des VDL Bundesverbandes e. V., Berufsverband Agrar, Ernährung und Umwelt. Durch den demografischen Wandel wird sich daran auch nichts so schnell ändern. So schätzt die Robert-Bosch -Stiftung, dass bis zum Jahr 2030 jede achte Person im erwerbstätigen Alter fehlen wird. „Aufgrund des altersbedingten Ausscheidens von Fach- und Führungskräften der geburtenstarken Jahrgänge wird sich dieser Trend im Agrarbereich noch deutlicher bemerkbar machen. Hiervon betroffen wird auch der Öffentliche Dienst sein, in dem zahlreiche unserer Kolleginnen und Kollegen im höheren Dienst der Agrarverwaltung tätig sind“, bewertet Ebel-Waldmann die Zahlen.
Die Nachfrage nach Spezialisten in der Landwirtschaft ist ungebrochen hoch. Sie werden in der Beratung, in Betrieben, bei der öffentlichen Hand und in den Verwaltungen gebraucht. Die Transformation zur digitalen Landwirtschaft fordert zusätzliche Fachkräfte. Rund 5000 Bachelor- und Masterabsolventen haben allein im Wintersemester 2016/17 die Unis verlassen, die Hälfte von ihnen waren Agrarwissenschaftler. „Auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sind Agrarwissenschaftler sehr begehrt“, erklärt der Präsident des VDL Berufsverbandes, Markus W. Ebel-Waldmann die gute Nachfrage nach den „grünen“ Akademikern. Und auch das Vorurteil, ein studierter Landwirt finde nur weit ab von der großen Stadt einen Job, stimmt nicht mehr so. „Aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft, der zu weniger, aber größeren landwirtschaftlichen Betrieben geführt hat, ist nur noch etwa jeder zehnte Hochschulabsolvent – beispielsweise als Betriebsleiter – hier tätig. Diese modernen, gut organisierten und größtenteils spezialisierten landwirtschaftlichen Unternehmen ermöglichen eine gute Work-Life-Balance. Hier lassen sich Berufs- und Familienleben sogar besonders gut vereinen“, wirbt Edel-Waldmann für diesen Berufszweig.
Aufseiten der Universitäten muss man sich den neuen Herausforderungen stellen, aber auch die Verbände wie der VDL werden aktiv. „Der VDL hat bereits im Oktober 2017 den weltweit ersten ‚Digitalen Agrarkarrieretag‘ gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern durchgeführt. Ein absolutes Novum und richtungsweisendes Zukunftsformat, ein virtueller Marktplatz für rekrutierende Unternehmen und für unsere Absolventinnen und Absolventen. Die vierstündige Sendung wurde über YouTube und Facebook live und dialogorientiert übertragen. Über 250 000 Zuschauer nahmen über Facebook und YouTube hieran teil. Am 29. Oktober 2018 findet der nächste digitale Karrieretag statt“, erklärt Ebel-Waldmann die neuen Ansätze beim Human Recruiting in der Landwirtschaft. Rosige Zeiten also für junge Menschen, die in diesem Berufsfeld einen Arbeitsplatz suchen.
Fakten
Der VDL, Berufsverband Agrar Ernährung Umwelt, fördert die Wissenschaft, Lehre und Forschung in den „grünen Bereichen“ an den Universitäten in Deutschland. So soll aber auch das klassische Berufsbild des Agrarwissenschaftlers erhalten bleiben und gefördert werden.