Europäische Führungskräfte: Nicht Personaleinsparungen sind die wichtigsten Treiber der Digitalisierung, sondern Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit – dies aber oft auf Kosten der Arbeitsbedingungen
Produktivitätssteigerungen, Wettbewerbsvorteile und bessere Arbeitsbedingungen sind die wichtigsten Motive, um die Digitalisierung voranzutreiben. Personaleinsparungen werden dagegen viel seltener als Zielsetzung genannt. Das ergab eine Umfrage des europäischen Führungskräfte-Spitzenverbands CEC European Managers, dem auch der Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) als Mitglied der deutschen Führungskräftevereinigung ULA angehört.
Gleichzeitig macht die Studie den gegebenen Handlungsbedarf im Bereich der Digitalisierung deutlich. Zwar sehen über 50% der befragten Manager die Chance, sich neue Vorteile im Wettbewerb zu verschaffen. Doch nur rund 30% gaben an, entsprechende Effekte tatsächlich realisiert zu haben. In Sachen Produktivitätssteigerungen bietet sich ein ähnliches Bild: 60% erkennen hier erhebliches Potenzial, bereits genutzt wird dieses aber nur von rund 45%.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Unternehmen müssen den Digitalisierungsprozess aktiver gestalten und in die Mitarbeiter investieren. So nehmen annähernd 60% der Befragten in ihrer Firma Fortschritte wahr, mehr als 50% erhielten Schulungen. Zugleich aber leiden vier von zehn Führungskräften unter einer Überlast an Informationen, mehr als 30% beklagen sich über eine Verschlechterung ihrer Work-Life-Balance und rund jeder Vierte fühlt sich in puncto Digitalisierung nicht auf der Höhe der Zeit.
„Diese Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass es mit der Einführung digitaler Technologien nicht getan ist“, erklärt bdvb-Präsident Malcolm Schauf, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FOM Hochschule Düsseldorf. „Hinter dem Schlagwort der Digitalisierung verbirgt sich eine Vielzahl komplexer Prozesse, zu denen Unternehmen ihre Mitarbeiter befähigen und motivieren müssen. Dazu gehört auch, ein attraktives und ausgewogenes Arbeitsumfeld zu schaffen – auch für Führungskräfte, die als Leistungs- und Entscheidungsträger in besonderer Weise für den Unternehmenserfolg und die Unternehmenskultur verantwortlich sind.“
An der Umfrage der CEC European Managers nahmen 1400 Führungskräfte aus ganz Europa teil. 58% der Teilnehmer arbeiten in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.