Auf die Führung kommt es an – Fachkräftemangel durch Vielfalt begegnen
Führungskräfte sehen in der Wahrnehmung ihrer eigenen Verantwortung sowie in überzeugenden Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz einen wichtigen Beitrag, den aktuellen Fachkräftemangel in Deutschland zu mildern.
„Wir brauchen als Führungskräfte künftig mehr Glaubwürdigkeit in unserer Führungsrolle. Wir haben daher die Pflicht, Vielfalt und Inklusion tatsächlich im Berufsalltag zu leben. Dann vertrauen uns auch mehr Menschen ihre Leistungsbereitschaft an und arbeiten gerne in unseren Teams in den Unternehmen. Junge Nachwuchskräfte werden in Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht erst bei einem Unternehmen anheuern, in dem eine Diskrepanz zwischen den Hochglanzbroschüren von HR und dem tatsächlichen Verhalten der Vorgesetzten besteht“, sagte der Präsident des Deutschen Führungskräfteverbands ULA, Roland Angst, bei der Eröffnung der Mixed-Leadership Konferenz.
Die am 15. September in Bonn in Kooperation mit der Deutschen Telekom AG veranstaltete 6. ULA-Mixed-Leadership Konferenz mit über 120 TeilnehmerInnen aus vielen Branchen befasste sich in mehreren Themenblöcken mit unterschiedlichen Wegen, das gesamte Potential talentierter Mitarbeitender zu heben. Männliche und weibliche Führungskräfte suchen im Rahmen des Mixed-Leadership-Formats bereits seit 2012 gemeinsam und auf Augenhöhe nach Wegen in eine vielfältigere und menschlichere Arbeitswelt.
Das Verständnis der ULA beschränkt den Begriff Vielfalt bzw. Diversity nicht nur auf die im EU-Grundrechtekatalog genannten Dimensionen Gender, Alter, Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sowie Ethnie, sondern umfasst auch fachliche Diversity, soziale Vielfalt, Bildungshintergründe, Voll- und Teilzeit und unterschiedliche Lebensmodelle.
Dass Diversity für die Lösung des Fachkräftemangels eine Rolle spiele, bestätigte die Arbeitsdirektorin und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG, Birgit Bohle, in ihrer Keynote. „Der Fachkräftemangel, besonders der in unserer IT-Branche, treibt uns alle aus guten Gründen um. Weil er die notwendige digitale Transformation unserer Wirtschaft insgesamt behindert. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Bei Unternehmen, in der Bildung und der Politik. Vielfalt kann dabei ein wirksamer Hebel von vielen sein, um den Arbeitsmarkt globaler, interdisziplinärer und inklusiver zu machen. Dennoch genügt es nicht allein, diverse Teams einzustellen. Vielmehr geht es darum, ob Menschen sich bei uns im Konzern wirklich wohlfühlen, ihr volles Potential entfalten und damit erfolgreich sind. Für sich selbst und fürs Unternehmen.“
Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, forderte in seiner Ansprache, alle Möglichkeiten zu nutzen, um Fachkräfte im Land zu halten, diese weiter zu qualifizieren und für offene Stellen zu interessieren: „Eine vertrauensvolle Unternehmenskultur und die Wertschätzung von Vielfalt sei als Motivation, eine Stelle anzutreten, häufig unterschätzt worden. Hier sind die Unternehmen gefordert. Aber auch die Politik muss ihren Beitrag leisten. Mit der ressortübergreifenden Fachkräfteoffensive NRW wollen wir als Landesregierung Maßnahmen zur Fachkräftesicherung bündeln, die eng an den Bedürfnissen der Beschäftigten und der Betriebe ausgerichtet sind. Das heißt, sie müssen die Vielfältigkeit der Regionen und der Menschen hierzulande widerspiegeln. Nur im Schulterschluss wird es gelingen, unser Land moderner, digitaler und nachhaltiger zu machen.“
Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, betonte, dass Vielfalt und Inklusion bereits heute in vielen Unternehmen gelebt werden. Vielfalt sei eine wesentliche Grundlage für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Talentmanagement. Bei der Verankerung von Vielfalt in der Unternehmenskultur seien die Führungskräfte gefordert. Sie seien Vorbild und Schlüssel zu einer glaubwürdigen und nachhaltigen Vielfalt im Betrieb.