Führungskräfte: Brexit ist Chance für Neuanfang
Die Briten (eigentlich nur die Engländer und Waliser) haben sich für einen Austritt aus der EU entschieden. Aus Sicht der Führungskräfte in Deutschland ist dies ein historischer Schritt, der tief greifende Konsequenzen haben wird.
„Sowohl für das Vereinigte Königreich als auch für den Rest Europas ergeben sich zahlreiche neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt“, kommentiert der Präsident der Führungskräftevereinigung ULA Dr. Roland Leroux das Ergebnis des britischen Referendums. „Der britische Widerstand gegen die EU kann nicht aus wirtschaftlichen Motiven gespeist gewesen sein“, so Leroux. Denn der Austritt schade wirtschaftlich eher, als dass er nutze. Vielmehr sei es ein politischer Schritt: „Dies zeigt, dass es der knappen Mehrheit der britischen Wahlberechtigten am Willen zur Gemeinsamkeit mit der EU fehlt, vielleicht auch schon immer gefehlt hat.“
Klarheit geschaffen, Chance für Neuanfang ermöglicht
Nach Meinung der in der ULA zusammengeschlossenen Führungskräfte hat das Vereinigte Königreich mit seiner Entscheidung für Klarheit gesorgt und damit der EU einen Neuanfang ermöglicht. ULA-Präsident Leroux erläutert: „Wenn sich die Aufregung um den Austritt gelegt hat, wird man nüchtern einige Dinge feststellen müssen. Zum einen ist der Brexit nicht das größte Problem für Europa: Migration und Eurokrise sind wichtiger und noch nicht europäisch gelöst.“ Zum anderen bleiben wirtschaftliche Stagnation und Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern auf hohem Niveau. „Nationale Populisten von rechts oder links werden uns auch in Zukunft begleiten“, betont Leroux. „Wenn es den Regierungen in den EU-Mitgliedstaaten am politischen Willen fehlt, diese Fragen gemeinsam zu lösen, dann ist ein Austritt aus der EU nur ein logischer Schritt.“
In den nächsten Monaten werden sich die anderen Mitgliedstaaten der EU fragen müssen, ob und inwieweit sie bereit sind, in der nun kommenden wirtschaftlichen und politischen Übergangszeit zusammenzustehen. Die ULA ist zuversichtlich, dass alle beteiligten Akteure neue Formen der Zusammenarbeit finden. „Was Großbritannien und Nordirland betrifft, so ist eine möglichst enge Bindung an die EU im Interesse aller. Roland Leroux präzisiert: „In den Bereichen, in denen das Vereinigte Königreich interessiert ist und in denen es den EU-Partnern etwas bieten kann: im Binnenmarkt und in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.“
Für die Führungskräfte steht fest: Die Entscheidung der Briten hat auch positive Aspekte: Sie zwingt die EU zur Entwicklung neuer, attraktiver Assoziierungsmodelle und ermöglicht anderen, ebenfalls diese Option in Betracht zu ziehen.