Gastbeitrag: Höchste Zeit für Equal Pay!
Unter diesem Motto rückt die Equal-Pay-Day-Kampagne 2024 den Faktor Zeit in den Fokus. Zeit ist Geld – und wofür wir unsere Zeit einsetzen, ist ausschlaggebend dafür, wie sich die Lohnentwicklung in unserem Leben, unsere Karrierechancen und unsere Rente gestalten. Im Moment sehen diese Entwicklungen für Frauen schlecht aus: 18 Prozent beträgt der aktuelle Gender Pay Gap in Deutschland. Frauen übernehmen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit, sei es die Versorgung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen. Nach der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamtes von 2022 sind es 44 Prozent mehr. Die ungleiche Verteilung von Erwerbsarbeit ist oftmals das Resultat stereotyper Rollenzuschreibungen und struktureller Hürden.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt: Bei den 25- bis 30-Jährigen liegt die Lohnlücke bei etwa neun Prozent. Ab der Familiengründungsphase steigt sie bis zum Alter von 49 Jahren kontinuierlich an und bleibt auch danach konstant bei 28 Prozent. Dieser
Lohnunterschied kann während des Erwerbslebens nicht mehr aufgeholt werden. Wer Sorgearbeit leistet, kann in dieser Zeit nicht erwerbstätig sein. Deshalb arbeiten Frauen oft in Teilzeit, fast dreimal so häufig wie Männer. Da Teilzeit schlechter vergütet wird, entsteht ein Part Time Wage Gap, der in Deutschland 17 Prozent beträgt. Schlecht für die Karriere, denn Führungspositionen oder Weiterbildungen sind meist an eine Vollzeitstelle geknüpft.
Die Diskrepanz bei der Erwerbsarbeitszeit ist mitverantwortlich für die gleichbleibend hohe Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Das wird sich nur ändern, wenn es gelingt, Erwerbsarbeit, Carearbeit und Freizeit paritätisch zu teilen. Es ist höchste Zeit, unsere Arbeitszeitmodelle zu überprüfen! Vielleicht gibt es nicht die eine Lösung für alle Branchen, aber es gibt Lösungen für jede Branche. Verkürzte Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, Vier-Tage-Woche, Jobsharing – was mit Blick auf den Fachkräftemangel unmöglich erscheint, kann zur Lösung des Problems beitragen. So könnten verstärkt Frauen als Fachkräfte gewonnen werden.
Zeitstrukturen sind veränderbar und können gestaltet werden. Es ist höchste Zeit dafür. Jetzt.