ULA-Mixed-Leadership-Konferenz in Bonn: Fachkräftemangel durch Vielfalt begegnen
Gemeinsam mit der Deutschen Telekom AG hat die ULA Mitte September 2023 die 6. ULA-Mixed-Leadership-Konferenz durchgeführt. Über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vielen Branchen haben sich in Bonn versammelt, um sich in mehreren Themenblöcken mit unterschiedlichen Wegen zu befassen, das gesamte Potenzial talentierter Beschäftigter zu heben. Bereits seit 2012 suchen männliche und weibliche Führungskräfte im Rahmen des Mixed-Leadership-Formats gemeinsam und auf Augenhöhe nach Wegen in eine vielfältigere und menschlichere Arbeitswelt.
Deutschland hat ein demografisches Problem: Seit Mitte der 1960er Jahre reicht die Zahl der Geburten nicht aus, um die Sterbefälle der Bevölkerung auszugleichen. Dramatisch und für die Unternehmen zunehmend belastend wird die Situation allerdings erst durch den Umstand, dass die sehr geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1965, die sogenannten Babyboomer, seit einigen Jahren in größeren Zahlen in Rente gehen. Die frei werdenden Stellen können nicht vollständig nachbesetzt werden. Der Trend wird sich in den kommenden Jahren beschleunigen. Er kann nicht durch den Zuzug von ausländischen Arbeitskräften allein aufgefangen werden. Bereits heute besteht ein Fachkräftemangel insbesondere im Handwerk, in der Pflege sowie in IT- und Techberufen. Der Volkswirtschaft entstehen durch diese Umstände entgangene Gewinne in Milliardenhöhe. Das kann sich Deutschland nicht länger leisten. Öffentliche Hand, Unternehmen und gesellschaftliche Kräfte sind aufgerufen, gemeinsam mehr zu tun, um alle Potenziale auf dem Arbeitsmarkt zu heben.
Das Verständnis der ULA beschränkt den Begriff Vielfalt beziehungsweise Diversity nicht nur auf die im EU-Grundrechtekatalog genannten Dimensionen Gender, Alter, Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sowie Ethnie, sondern umfasst auch fachliche und soziale Vielfalt, Bildungshintergründe, Voll- und Teilzeit sowie unterschiedliche Lebensmodelle. Doch was können insbesondere Führungskräfte in den Unternehmen tun, um mehr Menschen zu motivieren, eine erfüllende Beschäftigung aufzunehmen? Denn es ist nicht nur die Aufgabe von HR, die Vorteile des Unternehmens herauszustellen und auf Jobbörsen oder über private oder öffentliche Vermittler Arbeitskräfte anzuwerben. Führungskräfte sehen in der Wahrnehmung ihrer eigenen Verantwortung sowie in überzeugenden Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz einen wichtigen Beitrag, den aktuellen Fachkräftemangel in Deutschland zu mildern.
„Wir brauchen als Führungskräfte künftig mehr Glaubwürdigkeit in unserer Führungsrolle“, sagte der Präsident des Deutschen Führungskräfteverbands ULA Roland Angst bei der Eröffnung der Konferenz. „Wir haben daher die Pflicht, Vielfalt und Inklusion tatsächlich im Berufsalltag zu leben. Dann vertrauen uns auch mehr Menschen ihre Leistungsbereitschaft an und arbeiten gern in unseren Teams in den Unternehmen. Junge Nachwuchskräfte werden in Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht erst bei einem Unternehmen anheuern, in dem eine Diskrepanz zwischen den Hochglanzbroschüren von HR und dem tatsächlichen Verhalten der Vorgesetzten besteht.“
Dass Diversity für die Lösung des Fachkräftemangels eine Rolle spiele, bestätigte Birgit Bohle, Arbeitsdirektorin und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG, in ihrer Keynote. „Der Fachkräftemangel, besonders der in unserer ITBranche, treibt uns alle aus guten Gründen um. Weil er die notwendige digitale Transformation unserer Wirtschaft insgesamt behindert.“ Es bestehe also dringender Handlungsbedarf bei Unternehmen, in der Bildung und in der Politik. Vielfalt könne dabei ein wirksamer Hebel von vielen sein, um den Arbeitsmarkt globaler, interdisziplinärer und inklusiver zu machen. „Dennoch genügt es nicht allein, diverse Teams einzustellen. Vielmehr geht es darum, ob Menschen sich bei uns im Konzern wirklich wohlfühlen, ihr volles Potenzial entfalten und damit erfolgreich sind. Für sich selbst und fürs Unternehmen.“
Auch Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, forderte in seiner Ansprache, alle Möglichkeiten zu nutzen, um Fachkräfte im Land zu halten, diese weiter zu qualifizieren und für offene Stellen zu interessieren. Eine vertrauensvolle Unternehmenskultur und die Wertschätzung von Vielfalt sei als Motivation, eine Stelle anzutreten, häufig unterschätzt worden. Hier seien die Unternehmen gefordert. Aber auch die Politik müsse ihren Beitrag leisten. Mit der ressortübergreifenden „Fachkräfteoffensive NRW“ wolle die Landesregierung Maßnahmen zur Fachkräftesicherung bündeln, die eng an den Bedürfnissen der Beschäftigten und der Betriebe ausgerichtet seien. Das heiße, sie müssten die Vielfältigkeit der Regionen und der Menschen hierzulande widerspiegeln. „Nur im Schulterschluss wird es gelingen, unser Land moderner, digitaler und nachhaltiger zu machen.“
Den Impuls aus Sicht der Arbeitgeber setzte Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Sie betonte, dass Vielfalt und Inklusion bereits heute in vielen Unternehmen gelebt werden. „Vielfalt ist eine wesentliche Grundlage für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Talentmanagement.“ Bei der Verankerung von Vielfalt in der Unternehmenskultur seien die Führungskräfte gefordert. Sie seien Vorbild und Schlüssel zu einer glaubwürdigen und nachhaltigen Vielfalt im Betrieb. Alle Bilder und weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.ula.de/ula-mixed-leadershipkonferenz-2023.